~ Hilfe schenken, annehmen und erbitten ~

Nach meinem ersten Beitrag zum Thema „Hilfe“ möchte ich heute über den praktischen Aspekt des Themas nachdenken. Wie kann ich konkret darin wachsen, Hilfe zu schenken, anzunehmen und zu erbitten? Wie möchte ich das in meinem Alltag leben und gestalten?

Wie viele von euch schon wissen, bin ich ein großer Fan von Sozialforscherin Brené Brown. Was sie über dieses Thema herausgefunden hat, spricht mir direkt aus der Seele: „Bis wir nicht mit offenem Herzen empfangen können, geben wir auch nie wirklich mit offenem Herzen. Wenn wir mit dem Empfangen von Hilfe ein Urteil verbinden, verbinden wir bewusst oder unbewusst auch ein Urteil mit dem Helfen.

Ja, ich weiß, mir ging es genauso. Diese Aussage darf wie ein guter Tee erst etwas ziehen und abkühlen, bevor du sie in kleinen, genüsslichen Schlucken zu dir nehmen kannst. Mit Sicherheit kennst oder bist auch du ein Mensch, der gerne hilfsbereit ist, mit der eigenen Hilfsbedürftigkeit aber Schwierigkeiten hat? Der berühmt berüchtigte „hilflose Helfer“.

Damit du dein Leben nicht auf einer Einbahnstraße verbringst ist es entscheidend, auch zu lernen, Hilfe anzunehmen. Idealerweise lange bevor du völlig kaputt und kraftlos zusammenklappst. „Hilfe“ ist kein Konzept, das nur für Schicksalsschläge gedacht ist. Vielmehr ist ein fester Bestandteil unseres ursprünglichen Miteinanders.

Im letzten Beitrag habe ich erwähnt, dass Maria als die „Hilfe“ in Person geschaffen wurde. Dazu möchte ich hier noch ein Zitat von Nina Heereman aus ihrem großartigen Impuls beim Frauenherz-Kongress anführen:

„Gott hat Eva geschaffen, um dem Mann die Hilfe Gottes zuteilwerden zu lassen. […] Ihre ursprüngliche Rolle ist es, die Hilfe Gottes an der Seite des Mannes zu sein und ebengerade nicht in der Form der Putzfrau […], sondern das, was der Heilige Geist tut: Der schenkt Leben, er erleuchtet uns, gibt uns Rat, zeigt uns, wie wir den Willen Gottes erkennen.“

(Kurze Nebenbemerkung am Rande: Ich fand es wahnsinnig spannend mehr über die Hintergründe des Bibeltextes zu erfahren. Unter anderem erwähnt sie, dass in der Originalsprache für „Hilfe“ mit der die Frau bezeichnet wird, das gleiche Wort verwendet wird, wie an anderen Stellen für den Heiligen Geist, den Gott als „Hilfe“ schickt. -> Große Empfehlung euch da weiter zu vertiefen!)

Gemeinsam sind wir stärker. Gott weiß das. Deshalb sind wir geschaffen und ausgerichtet auf eine Gemeinschaft, in der es diese Hilfe gibt. In jedem von uns gibt es Licht und Dunkelheit. Der Weg der gegenseitigen Hilfe, so glaube ich, ist ein Weg ins Licht.

Für mich persönlich heißt „Hilfe“ konkret im Alltag zu leben, Hilfsbereitschaft in den kleinen Dingen zu kultivieren. Treffend beschreibt es auch Gandalf in „Der Herr der Ringe“ als er folgendes zu Pippin sagt:

„Manche glauben, dass nur große Macht das Böse in Schach halten kann, aber das habe ich nicht festgestellt. Es sind die kleinen alltäglichen Taten gewöhnlicher Menschen, die die Dunkelheit in Schach halten; einfache Taten der Güte und Liebe. “

Auch ich glaube fest an diese feinen Kleinigkeiten. Eine Hühnersuppe vorbeibringen, wenn jemand krank ist, zum Beispiel. Ein freundliches Wort. Ein Anruf. Gemeinsam einkaufen. Ein offenes Ohr. Fensterputzparty. Das richtige Buch.

Scham und Stolz hindern uns viel weniger daran, Hilfe zu schenken als sie anzunehmen oder gar zu erbitten. Hilfe zu schenken hebt unseren Selbstwert während Hilfsbedürftigkeit an unserem Wert nagt, wenn wir ihn im Vergleich mit anderen Menschen beziehungsweise von deren Feedback abhängig machen. Es darf Freude machen, keine Frage. Es hebt mein Herz, wenn ich jemanden eine echte Hilfe sein kann. Der „hilflose Helfer“ allerdings ist eher auf der Suche nach Dankbarkeit und der Bestätigung, dass es gut ist, dass er oder sie da ist.

Annehmen von Hilfe ist der nächste Schritt auf dem Weg ins Licht. Lange habe ich geglaubt, ich kann Hilfe erst annehmen, wenn ich es ohne diese Hilfe „nicht mehr schaffe“. Wow, was für ein Irrtum. Kommt dir dieser Gedanke bekannt vor?

In den letzten Jahren hat sich da Vieles in mir verändert. Durch mein Mama-Sein habe ich dieses Bedürfnis nach Hilfe auf eine ganz neue Art und Weise erlebt. Dass es mir gut geht und ich mein Leben gut bewältigen kann, hat nicht mehr nur mit mir zu tun. Ich bin übrigens überzeugt, dass es nie nur mit mir zu tun hat, doch plötzlich hing zum ersten Mal ein anderer Mensch direkt davon ab, ob ich gut für ihn sorgen konnte.

Langsam begann ich, Hilfe auch anzunehmen, wenn ich wusste, dass ich es auch ohne sie schaffen könnte. Einfach, weil es mir gut tat. Weil ich meine Kraft besser einteilen konnte. Weil ich merkte, wie ich gelassener und in mir ruhender werde, was sich wiederum direkt auf das Wohlbefinden meiner Familie ausgewirkt hat. In meiner Erfahrung war es vor allem eine persönliche Entscheidung, die ich treffen musste. Ein neuer Lebensstil, in dem ich nicht geringer von mir denke, weil ich nicht alles alleine schaffe. Nicht weil ich es nicht kann, sondern weil ich es nicht muss. Ich erlaube mir, Hilfe anzunehmen. Einatmen, ausatmen. Wiederhole gerne diesen Satz mit mir!

Ich erlaube mir, Hilfe anzunehmen. YES!

Die Königsdisziplin ist nun der letzte Punkt. Das Erbitten von Hilfe. Unglaublich viele Menschen sind absolut hilfsbereit. Gleichzeitig sind sie vollkommen mit sich beschäftigt und/oder möchten nicht aufdringlich sein. Du darfst anderen Menschen gerne ein bisschen Unbequemlichkeit bereiten. Das macht gar nichts. Die allermeisten von ihnen freuen sich sogar darüber, weil wir Menschen grundsätzlich sehr gerne helfen und es ein gutes Gefühl ist, jemanden etwas Gutes zu tun. Sprich aus, was du brauchst. Sich rechtzeitig Hilfe zu holen ist keine Schwäche, es ist eine Kompetenz! Hier darf auch ich noch viel lernen und womöglich gibt es zu diesem Thema dann irgendwann einen Teil 3 der „Hilfe“-Serie 😉

Die Aussage „Ich brauche Hilfe!“ dürfen wir nicht länger übersetzen mit „Ich bin nicht fähig. Ich bin nichts wert. Ich schaffe es nicht.“.

Vielmehr heißt es „Ich bin Mensch!“

Lass uns gemeinsam ein wenig mehr Mensch sein <3

Deine Franzi

 

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