~Eine Audienz für meine Gedanken ~

Mein Leben ist laut geworden. Manchmal sehr laut. Wer mich kennt, weiß, dass das ein bisschen mein Kryptonit ist. Mit drei kleinen Kindern allerdings keine Überraschung und schlimm schon gar nicht. Kinder sind laut und das darf sein.

In den eher seltenen Gelegenheiten der letzten Jahre, wo ich Laufen war, war es mir sehr wichtig, die kostbare Zeit doppelt zu nutzen. Mit einem Podcast im Ohr (habt ihr eventuell mal Lust, etwas über meine Lieblingspodcasts zu erfahren?) machte ich mich auf den Weg. Doppelt beschenkt kehrte ich zurück.

In letzter Zeit habe ich oft die Beobachtung gemacht, dass selbst das Füllen mit dem Guten zu viel sein kann. Wenn ich innerlich übervoll bin, meine Gedanken, Gefühle, ja meine Seele selbst der Geschwindigkeit des Alltags nicht mehr hinterherkommt, kann ich auch das Gute kaum mehr aufnehmen und das weniger Gute wird eine richtige Last (Hallo Social Media…).

Je älter ich werde, desto mehr erlebe ich den Rhythmus des Lebens. Wie Ebbe und Flut wechseln sich verschiedene Phasen ab und bringen andere Bedürfnisse, Möglichkeiten und Erfahrungen mit sich. Ich kann versuchen, mich gegen diesen Rhythmus zu wehren. Wenn ich ehrlich bin, stört es mich manchmal sehr, wie wenig Einfluss ich darauf ausüben kann, welche Phase gerade ansteht. Die Welle kommt und ich kann mich dagegenstemmen oder mitgehen und mich hineinlehnen in die natürliche Bewegung des Lebens. Manchmal geschieht das im Außen (bald geht es los mit dem Kindergarten, das wird vermutlich auch einige Wellen schlagen). Manchmal im Innen (wenn ich in einem intensiven Wachstumsprozess stecke, spüre ich oft, wie mein Herz weiter wird und gleichzeitig bin ich viel reizbarer als sonst). Ganz oft sogar im Innen und Außen gleichzeitig.

Für solche Phasen habe ich das „Leeren“ meines Inneren für mich entdeckt. Manchmal kann dabei auch ein äußerliches „Leeren“ hilfreich sein – Termine absagen, Ausmisten, Zusammenräumen. Für mich persönlich ist es das Sein in der Stille. Das Zulassen meiner eigenen Gedanken. Dabei denke ich an die Erzählung von Pater Bernhard in seinem Buch „Momentaufnahmen“. Dabei wurde ein älterer Mönch gefragt, ob ihm denn bei langen Wartezeiten im Arztzimmer nicht langweilig sei, ob er denn nicht gerne etwas lesen würde. Er antwortete schmunzelnd, dass er in dieser Zeit seinen Gedanken eine Audienz gewähre.

Mittlerweile mache ich das regelmäßig prophylaktisch und gehe nur noch ohne Kopfhörer im Ohr laufen. Wenn ich schreibe, oder Pause von der Hausarbeit mache, setze ich mich eine kleine Weile hin, schließe die Augen und lasse zu, dass es ruhig wird in mir. Eine Übung, die innere Ordnung und neue Gedanken hervorbringt. Seit ich dem Rhythmus des Lebens mehr Aufmerksamkeit schenke und diese stillen Momente bewusst praktiziere, bin ich allgemein etwas ausgeglichener geworden.

Ich lade dich ein, auch deinen Gedanken regelmäßig eine Audienz zu gewähren. Du wirst überrascht sein, welche Schätze diese Übung in dir zum Vorschein bringen kann!

 

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