~ Allein im Kaffeehaus ~

Es ist 08:39, das Kaffeehaus ist abgesehen von einem netten Kellner und mir selbst absolut leer. Vor dem Fenster beobachte ich die Geschäftigkeit der kleinen Stadt, in die ich heute Morgen schon gefahren bin. Nach der Morgenmesse und einem kurzen Regenspaziergang habe ich mir nun die gemütlichste Ecke ausgesucht, um einen Vormittag meiner Alleinzeit hier zu verbringen. Im Hintergrund höre ich Musik von „Queen“ und denke schmunzelnd zurück an die Tage, in denen ich oft in diesem Kaffeehaus saß. Von der ein oder anderen geschwänzten Schulstunde bis zur jährlichen Eröffnung der Sturmsaison zieht ein buntes Sammelsurium an Erinnerungen vor meinem inneren Auge vorbei.

Damals war es mir sehr wichtig „cool“ zu sein und zu den anderen Jugendlichen dazuzugehören. Leider verwechselte ich das des Öfteren mit „dazupassen“, was laut Brené Brown das genaue Gegenteil von echter Zugehörigkeit bedeutet. Das Älterwerden liebe ich sehr. Ich spüre, wie ich immer mehr in mich hineinwachse und liebe, dass die Falten in meinem Gesicht davon erzählen, wie gerne ich aus vollem Herzen lache und mich am Leben freue.

Entspannt lehne ich mich zurück und genieße die Freiheit, heute ohne Kinder unterwegs zu sein. Vieles hat sich verändert. Das Kaffeehaus wurde renoviert und vollkommen neu gestaltet. Selbst einen neuen Namen hat es bekommen. Ähnlich wie bei mir. 7 Jahre darf ich nun schon verheiratet sein. Ich denke an meinen Mann, lächle (noch immer!) schwer verliebt und freue mich. Jetzt genieße ich den Moment und gönne mir erst mal ein leckeres Frühstück, ganz allein. Ist es nicht wahr? – ich lebe gerade einen (Mama-) Traum.

Ganz genau, auch ein weiches Ei ist dabei. Doch etwas fehlt. Salz. Nun mag es dir wie eine ganz kleine Sache erscheinen, doch für mich ist ein kleiner Meilenstein, dass ich mein Ei nicht ohne Salz esse. Sondern mich darum kümmere, dass ich Salz bekomme. Dabei muss ich mich fast selbst ein bisschen auslachen. Stattdessen möchte ich mich mit mir freuen. Die Angst, jemandem unbequem zu sein und lieber still und leise zu sein, was meine Bedürfnisse angeht, darf ich immer mehr loslassen. Wachstum ist sehr oft unbequem. (Apropos – habt ihr Tipps für Wachstumsschmerzen bei Kindern?) Und doch so schön, wenn man dann über Gewachsene staunen darf.

Heute möchte ich dich besonders ermutigen – feiere auch den Prozess! Feiere, dass du auf dem Weg bist und dich nach dem Himmel streckst! Feiere, dass du lebst und dich stets weiter entwickeln darfst. Darin liegt, davon bin ich überzeugt, eine große Freiheit!

Falls es dir heute noch keiner gesagt hat – du kannst stolz auf dich sein! Ich schicke dir ein High-Five und lass mir jetzt den 2.Teil meines Frühstücks schmecken (Nutella, das ich nicht verteidigen muss!)

2 Comments

  • Victoria

    Meine Tochter ist 7.5 Monate und heute sitz ich auch das erste mal gemütlich im Bett, mit Tee und einem Buch und lass das Sauwetter hinter mir. 🙂 mein Mann ist mit der kleinen raus und ich darf einfach nur Nichts tun! Ein Geschenk

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