~ Geburtsbericht ~
Seit meiner ersten Schwangerschaft lese ich immer mal wieder gerne Geburtsberichte. Es ist unglaublich spannend, wie verschieden wir Frauen und unsere Erfahrungen und Empfindungen sind. Mit meiner Geschichte möchte ich dich ermutigen und die Herausforderung und das Schöne der Geburt teilen.
Um 22:30 klappte ich erschöpft meinen Laptop zu und freute mich, über die Arbeit, die ich soeben beendet hatte. Die letzte Überarbeitung des Manuskripts für mein erstes Buchprojekt war nun abgeschlossen und der Geburt stand somit kein dringendes „To Do“ mehr im Weg. (Ich gebe zu, über diese Worte muss ich nun selbst schmunzeln, wenn ich sie lese…) Dass unser Glückspaket diese Gedanken gar so wortwörtlich nimmt konnte ich nicht ahnen und war nun doch etwas erstaunt, als mich um 23:00 im Bett ein vorzeitiger Blasensprung überraschte.
Da von Wehen weit und breit noch nichts zu spüren war, schnappte ich mir erstmal ein Handtuch und versuchte noch ein paar Stündchen Schlaf zu ergattern. Als sich um 3 Uhr morgens die ersten Wehen einstellten, blieb ich erstmal liegen und spürte in mich hinein. Mit dem Gefühl, dass sich schon alles ausgeht, machte ich die Augen nochmal zu. Eine Stunde später meldete sich Xaver und verlangte nach der Mama. Kinder sind sehr feinfühlig. „Xaver weiß Bescheid“, dachte ich schmunzelnd und kuschelte mich nochmal mit meinem Großen ins Bett. Als um 6 Uhr endgültig Tagwache war, war ich verwirrt. Das Fruchtwasser sowie die Wehen hatten sich wieder verabschiedet.
Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr verunsichert. Kaum hat man zwei Kinder geboren und glaubt, zu wissen, wie der Hase läuft, kommt das dritte und nimmt einen ganz neuen Weg! Da ich schnell merkte, dass Dr. Google keine gute Adresse für mein aufgewühltes Herz war (Hallo Verzweiflung!), rief ich eine liebe Freundin an, die glücklicherweise auch noch Hebamme ist. Nach einem kurzen Telefonat wusste ich, was zu tun ist. Gegen Mittag spätestes ins Krankenhaus fahren für ein CTG und dann wird sich schon alles fügen. Die Geburt hatte offiziell begonnen, auch wenn es momentan nicht danach aussah.
Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich halte es nur schwer aus, wenn ich die Umstände nicht einschätzen kann und nicht weiß, was zu tun ist. Mit einem Fahrplan für den Tag konnte ich mich wieder entspannen und nähte meiner Tochter noch das versprochene Stirnband und eine neue Haube fertig. Das klingt für manche nun etwas verrückt, doch ich habe die Erfahrung gemacht, wie sehr es mich erdet und mir Ruhe schenkt, wenn ich etwas Kreatives mit meinen Händen mache. (Probiere es gern aus! ;))
Um zehn kamen Oma und Opa und schon eine halbe Stunde später waren wir am Weg ins Krankenhaus. Die Autofahrt füllten wir mit Gebet, einer Jause und genussvoller Stille. Kurze Zeit später wurden wir von der Hebamme wurden wir freundlich aufgenommen und ein kleiner Test bestätigte den vorzeitigen Blasensprung. Mit etwas Bedauern in der Stimme kündigte sie die Einleitungstabletten an und schon merkte ich, wie sich wieder ein mulmiges Gefühl bemerkbar machte. Meine Gedanken kreisten um einige Einleitungsgeschichten, die ihr Ende in einem Kaiserschnitt gefunden haben. Meine Anker war mein Mann, der mir fest in die Augen blickte und mich bestärkte. Es ist doch toll, dass es diese Möglichkeit gibt und unser Kind hatte mit dem Blasensprung ja schon den ersten Schritt gesetzt. Ich atmete ein – „Jesus“, ich atmete aus – „ich vertraue auf dich.“ Mein Herzschlag wurde langsamer und ich fasste neuen Mut. (Die Hebamme staunte übrigens nicht schlecht als mir mein lieber Mann kurz darauf gleich das halbe Fläschchen wehenförderndes Öl aufs Bäuchlein massierte…) Los geht’s!
Spazieren gehen war angesagt. Also gingen wir. Auf und ab, in den Park. Als wieder Panik in mir hochstieg und ich mich fragte, was denn mein Körper nun verpeilt hat, weil ich nicht von selbst Wehen bekommen habe, überraschte mich Gott. Ich spürte förmlich, wie er mich einlud, mich einen Moment zu setzen und die schönen Blumen im Park zu bestaunen. Die Bienen, die umherflogen und fleißig sammelten, das sanfte Plätschern, des Brunnens und das Rauschen der Blätter im Wind wirklich wahrzunehmen. Dankbar atmete ich die frische Luft ein und begann, mein Herz neu auszurichten. Auf alles, das gerade gut war. Auf diesen Moment. Ankommen. Atmen.
Was auch immer als nächstes geschehen mochte, ich konnte mit neuer Kraft und tiefem Vertrauen weitergehen. Kurze Zeit später setzten die Wehen ein und endlich durfte ich mit Gewissheit spüren – unser Kind wird noch heute kommen. Innerhalb kürzester Zeit waren die Wehen wahnsinnig intensiv und ich hatte ordentlich zu tun, sie gut zu veratmen. Bei meiner zweiten Geburt half es mir schon sehr, die Wehen als Wellen zu visualisieren, die mich zu meinem Baby bringen. Auch diesmal stellte ich mir vor, auf einem Surfbrett zu liegen und bei der Wehe auf mein Baby zuzusteuern, das am Strand liegt. Dadurch konnte ich den Fokus von den Schmerzen auf das Ziel verlagern, was mir viel Kraft gab.
Nach einem kurzen Abstecher ins Zimmer (wo die Nachbarin mit Besuch ihr Buzi schon bestaunen konnte) ging ich noch ein wenig auf dem Gang auf und ab. Die Hebamme kam vorbei und meinte, wie gut das schon ausschaut, woraufhin ich nur müde lächeln und nicken konnte, denn die nächste Wehe setzte schon ein. Um 15:45 wäre die zweite Tablette geplant gewesen. Um 15:15 gab ich auf und machte mich mit meinem Mann auf zum Kreißzimmer. Entspannt und freundlich nahmen uns zwei neue Hebammen auf und baten mich erstmal zum CTG. Lieber hätte ich gewusst, wie weit der Muttermund schon geöffnet ist. Etwas Geduld wurde mir noch abverlangt. Da mir in dieser Schwangerschaft ein Diabetes diagnostiziert wurde (der dritte Testwert war 1 über der Grenze und bei allen Kontrollen wurde mir gesagt, dass ich eh nichts habe…), bemühte sich die Hebamme noch um eine Kolostrumabnahme, was die Wehen zusätzlich anregte. Zehn Minuten CTG und schon kündigte sich Pressdrang und somit unser Baby an.
Zack, Hose ab, Muttermund – 8cm, ab in den Kreißsaal. Mein Mann hatte etwas Panik, dass das Baby noch auf der CTG Liege kommen würde. Ob ich denn noch gehen kann, oder sollen wir mit der Liege fahren. Ich atmete durch, „Geht schon noch!“, sagte ich, ließ mich rechts und links stützen und schon waren wir im Kreißsaal. Puh, erstmal hinlegen und kurz Pause machen. Sofort legten sich die Wehen und ich spürte, mein Baby will jetzt kommen und ich kann Gas geben. Ab in den Vierfüßler und drei Wehen später erfüllte ein lauter, wunderbarer Schrei den Raum. Nach ganzen zehn Minuten im Kreißsaal legte ich unseren Laurenz, glitschig und süß wie er war, auf mein T-Shirt (das ich noch nicht ausziehen hatte können). Was für ein Geschenk. Zum dritten Mal erlebt und doch wieder ganz neu. Das erste meiner Kinder, das nicht sofort auf die Neo gebracht wurde und friedlich auf meinem Bauch liegend in der Welt ankommen durfte. Ich bin so dankbar. So unglaublich dankbar. Berührt und erfüllt von diesem Wunder. Und stolz auf mich und meinen Mann. Die Hebammen hatten Freude mit uns. Ein gutes Team und so unkompliziert. Wenige Stunden später machten wir uns mit dem kleinen Laurenz auf den Heimweg. Oh Wunder. Danke Jesus!
Da werden Hände sein,
Khalil Gibran
die Dich tragen und Arme,
in denen du sicher bist und Menschen,
die Dir ohne Fragen, zeigen,
dass Du willkommen bist.
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2 Comments
Christina
Liebe Franzi 🙂
Danke für dein Teilen dieses persönlichen Ereignisses. Tatsächlich mein 1. Geburtsbericht den ich gelesen habe. Spannend und schön 🙂 Mutmachend (auch für andere Lebenssituationen). Und ein wunderbares Zeugnis, wie Gott handelt, eingreift und hilft.
Liebe Grüße
Christina
admin
Liebe Christina,
Herzlichen Dank, dass du dir für diese liebe Rückmeldung Zeit genommen hast! =) Gerade im Internet sind persönliche Zeilen so ein Geschenk und machen mir Mut und Freude, mit der Herzschreiberei dranzubleiben <3
Alles Liebe,
Franzi