~ Außenseiter ~
Heute scheint der Spielplatz vor unserem Haus beinahe aus allen Nähten zu platzen. Es wuselt nur so von Kindern und auch meine lassen sich für Zeit an der frischen Luft begeistern. Mittlerweile fragen sie schon fast jeden Tag, ob sie nun endlich nur mit Weste rauskönnen – Frühling, wir sind sowas von bereit für dich!
Ein bisschen froh bin ich schon, dass ich meinen Bad Hair Day noch unter einer Haube und meine müden Augen hinter einer Sonnenbrille verstecken kann. Wie sehr ich es genieße, eine Sonnenbrille zu tragen kann ich mit Worten kaum beschreiben. Nicht so sehr wegen der Brille vielmehr wegen der warmen Sonnenstrahlen, die meine Nase kitzeln und mir süße Versprechen vom nahenden Frühling zuflüstern.
Die anderen Eltern sitzen gemütlich auf einem Tisch beisammen und unterhalten sich prächtig, während ich unserem Jüngsten querfeldein über den Spielplatz folge und dabei meine Großen stets im Augenwinkel behalte. Einige kenne ich vom Sehen aus dem Kindergarten oder vom Spielplatz und begrüße sie freundlich. Plötzlich kommt es in mir hoch, dieses Gefühl des Außenseiter-Seins. Das Beobachten vom Rande. Das Nicht-Dazu-Gehören.
Die Kinder kommen nicht so recht in Schwung und ich schlage kurzerhand vor, Sandspielzeug aus unserem Garten zu holen. Begeistert hängen sich vier Kinder an meine Fersen und folgen mir zu unserem Schuppen, wo sich glücklicherweise genug Schaufeln für alle finden lassen. Während die Baustelle volle Fahrt aufnimmt, betrachte ich meine Gefühlswelt noch ein wenig näher.
Ich merke schmunzelnd wie sehr ich es genieße, inmitten der wuseligen Kinderaction zu stehen und ab und zu ein wenig diplomatisch unterstütze, wenn sich ein Schauferl in die falschen Hände verzupft hat oder eine ungewollte Sanddusche verabreicht wird. Auch mit den anderen Kindern unterhalte ich mich gerne und ich spüre, dass ich hier gerade genau richtig bin. Ich mag sie. Und ich mag mich, wie ich vollkommen präsent (ja, sogar ohne Handy in der Tasche) bei ihnen bin.
Noch vor wenigen Jahren löste das Außenseiter-Sein in mir automatisch ein Gefühl des Mangels, Selbstzweifel und Unwohlsein aus. Heute habe ich feststellen dürfen, dass ich mich zwar als Außenseiterin wahrgenommen habe und mich dennoch wohl mit mir und meiner Situation fühlen konnte. Für mich ein Meilenstein in meiner persönlichen Entwicklung und eine sehr schöne Erfahrung.
Nun sitzt dieser Beitrag schon ein paar Tage auf meinem PC und ich habe ehrlicherweise gezögert, ihn zu teilen. Was, wenn das jetzt jemand liest, der dabei war? Der mich kennt vom Spielplatz? Was sollen denn die anderen Eltern denken?
Nun kam ich zu dem Schluss, dass sich jede von uns mit recht großer Wahrscheinlichkeit schon mal ähnlich gefühlt hat. Ich bin auch nicht jeden Tag gleichermaßen kommunikativ und bereit für Spielplatzgespräche. Mal finde ich es wunderbar, mal fällt es mir schwer. Mal freue ich mich über eine Plauderei, mal bin ich einfach froh, wenn ich nichts sagen muss. Mal klickt es einfach und man unterhält sich total fein und mal holpert das Gespräch irgendwo zwischen Wetter und aktuellem Alter und Schlafgewohnheiten der Kinder hin und her. Und ich finde (und darin liegt so eine große Freiheit), das darf bei mir, bei dir und allen anderen Menschen einfach so sein.

#außenseiter #gefühle #entwicklung #momlife #spielplatz #smalltalk #bigtalk #kidstalk #frühling #sonnenstrahlen #badhairday #ankommen #inmirruhen #zufriedenheit #freiheit #ich


Das könnte dich auch interessieren...

~ Ich sehe dich GROß ~
25/09/2024
~ Hilfe schenken, annehmen und erbitten ~
25/10/2024