~ Langsamer ~
Erschöpft und müde blicke ich auf die Uhr. 21:49. Seit knapp zwei Stunden läuft mein PC, das Summen meines Ladekabels macht mich darauf aufmerksam. Es gibt Tage, da setze ich mich hin und schreibe drauf los und dann gibt es Tage (wie heute), da bleibe ich keine fünf Minuten am Stück sitzen. „Letzte Chance für heute!“, denke ich und nehme noch einmal Platz. Nach ein paar ruhigen Atemzügen versuche ich mich zu konzentrieren, tippe ein paar Sätze, um sie dann doch wieder zu löschen.
Es ist schön, irgendwie, dass ich nur schreiben kann, wenn ich dabei zur Ruhe und zu mir komme. Dass es diese Zeit braucht, um wirklich anzukommen im Moment. In mich einzukehren. Mein Gedankenchaos Faden für Faden zu sortieren. Abhängig vom Tagesgeschehen gelingt das mal schneller, mal langsamer. Aber immer braucht es Zeit. Da ich von Natur aus tendenziell ungeduldig bin, sehe ich diesen Prozess als liebevolle Einladung, langsamer zu werden, in Geduld zu wachsen und in die Gegenwart zu kommen.
Das Schreiben tut mir gut. Nicht nur, weil ich danach möglicherweise etwas auf meine Homepage hochladen kann. Ehrlicherweise ist das der nette Nebeneffekt (der mir auch viel Freude macht). Der Haupteffekt liegt darin, dass sich meine Geschwindigkeit verringert und mein Inneres ruhig und klar werden kann. Stell dir vor, du wühlst den schlammigen Boden eines Baches auf. Bis das Wasser klarer wird und der Schlamm zu Boden sinkt, dauert es. Wenn die Worte durch meine Hände von innen nach außen kommen, geschieht genau das in mir.
Nun bin ich hier angekommen und die Uhr steht bei 22:15. An diesem Punkt fällt es mir oft schwer, mich zu entscheiden. Einerseits möchte ich schlafen und weiß, wie gut mir (und meiner Laune des nächsten Morgens) eine zeitige Bettruhe tut. Andererseits fühle ich mich wohl und angekommen im „kreativen Fluss“ und möchte meinen nun geordneten Gedanken freien Lauf lassen.
Zufrieden überfliege ich den soeben geschriebenen Text. Wenig aufregend. Nichts Neues. Ehrlich und für mich persönlich beschenkend. Es ist ein echter Blick in meinen Abend als Mama von drei Kindern, die gerne schreibt. Im Hintergrund rauscht der Geschirrspüler und die offene Badezimmertür blinzelt mir zu. Ich bin bereit, loszulassen. Für heute.
- Was lässt dich langsamer werden?
- Wie fühlst du dich dabei/danach?
- Wie kannst du dir regelmäßig Zeit dafür einplanen?
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