~Hoffnung~

Wagst du es, zu hoffen? Gibst du die Hoffnung auf, um dich vor Enttäuschungen zu schützen?

Schon lange vor Corona war es eine sehr menschliche Angewohnheit, aus Selbstschutz eine Maske aufzusetzen. Diese hatte zwar selten mit Bakterien zu tun, sehr oft aber mit seelischen Verletzungen, die wir erfahren. Dadurch glauben wir, uns verstecken zu müssen, oder das wahre Ich ein wenig zu verbiegen und schmücken zu müssen, um anderen zu gefallen. Ohne Maske bin ich echt, angreifbar, erreichbar für mein Gegenüber.

Ich habe in meiner Jugend eine dicke Mauer um mich gebaut, mit schlagfertigen Worten um mich geworfen und mich sehr davor gehütet, jemandem meine Verletzlichkeit und meinen tiefen Schmerz zu zeigen. Was ich erst viel später lernen durfte ist, dass wir ohne verletzlich zu sein, nicht lieben können. Nicht wirklich, nicht ganz, nicht echt. Wenn ich immer einen Teil von mir zurückhalte, dann traue ich mich nicht zu hoffen, dass mein Gegenüber mich tatsächlich voll und ganz annehmen kann. Ich traue mich nicht zu hoffen, dass ich gut genug bin. Ich traue mich nicht zu hoffen, dass ich tatsächlich Gottes geliebtes Kind und für die Ewigkeit geschaffen bin.

Die Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast bezeichnet die Hoffnung als „Grundemotion des Lebens und den natürlichen Feind der Angst.“

Hoffnung unterscheidet sich vom Optimismus. Auch Pessimisten hoffen.

Margit Haas von der Universität Trier forscht nach unterschiedlichen Aspekten der Hoffnung. „Elementare Aspekte der Hoffnung sind für ältere Menschen positive Beziehungen zu Familienangehörigen und anderen Menschen, Spiritualität sowie positive und aufbauende Erinnerungen.“

Es entstand ein Projekt mit pflegebedürftigen Menschen ab 65 Jahren – der sogenannte „Hoffnungsspaziergang“. Dabei haben Studierende der Pflegewissenschaft in Pflegeeinrichtungen eine Galerie von Fotos zusammengestellt, an denen sie mit den Patienten entlangspazierten. Die Motive variierten von Urlaubsmotiven bis zu Ultraschallbildern eines ungeborenen Kindes und sollten eine positive Atmosphäre schaffen.

Die letzte Studie, von der ich noch berichten möchte ist von dem Psychologen Matthew Gallagher von der University of Houston. Dieser beschäftigt sich mit Patienten, die an einer Angststörung leiden. Dabei wurden Patienten in Behandlung sowie jene auf der Warteliste regelmäßig gebeten, einen Hoffnungsfragebogen auszufüllen. Die Ergebnisse zeigen, die Probanden in Behandlung zeigten rasch mehr Hoffnung, bei den Probanden auf der Warteliste zeigten sich ebenfalls Besserung, jedoch in geringerem Ausmaß.

Nicht nur begünstigte die Therapie das Hoffen sondern auch umgekehrt – wer hoffnungsfroher nach vorne blickte, fühlte sich am Ende der Therapie weniger ängstlich und machte größere Fortschritte. Hoffnung ist also gesund!

Schauen wir, wie die Katholische Kirche die Hoffnung definiert:

Die Hoffnung ist jene göttliche Tugend, durch die wir uns nach dem Himmelreich und dem ewigen Leben als unserem Glück sehnen, indem wir auf die Verheißungen Christi vertrauen und uns nicht auf unsere Kräfte, sondern auf die Gnadenhilfe des Heiligen Geistes verlassen. „Laßt uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu“ (Hebr 10,23). Gott hat den Heiligen Geist „in reichem Maß über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen“ (Tit 3,6-7).

KKK 1817

Der Katechismus besagt also, dass wir als Christen auf das Himmelreich und das ewige Leben bei Gott hoffen. Das scheint manchmal sehr weit entfernt zu sein.

Koh 3,11: Gott hat das alles zu seiner Zeit auf vollkommene Weise getan. Überdies hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt.

Vgl Prediger 3,11: (Lutherübersetzung) Gott hat alles gut gemacht, auch hat er die Ewigkeit in des Menschen Herz gelegt.

Die Lutherübersetzung drückt es hier noch etwas deutlicher aus, finde ich. Diese Sehnsucht und diese Hoffnung ist sozusagen in unser System einprogrammiert. Alles in deinem Herzen ist ausgerichtet, auf eine Ewigkeit im Himmelreich. Dieses Leben dient also hauptsächlich als Vorbereitung für das nächste, wie viel länger wirst du in der Ewigkeit verweilen, als hier auf der Erde.

Obwohl ich weiß, dass ich früher oder später sterben werde, kommt mir der Tod manchmal sehr fremd, weit weg und fast unrealistisch vor. Ich glaube, das hängt nicht nur mit meiner zum Glück noch mickrigen Erfahrung mit dem Sterben zusammen.

Ich denke, es liegt vor allem auch daran, dass ich im Grunde meines Herzens eingeschrieben habe, dass nach dem Tod ein Leben in der Ewigkeit wartet. Dass ich wahrlich nach Gottes Ebenbild geschaffen und ihm ähnlich bin und daher nach meinem Tod nicht in ein schwarzes Loch falle, sondern bei IHM sein darf. Sogar eine Wohnung soll es ja geben für jeden von uns in diesem Himmelreich. Darauf bin ich schon gespannt.

Nun, das ist alles gut und schön. Aber, ja jetzt kommt das große menschliche ABER: Geht es dir nicht auch manchmal so, dass sogar schon am Montag auf das nächste Wochenende zu hoffen, fast zu lange weg scheint?

Also ich muss zugeben, das geht mir selbst jetzt noch manchmal so, wenn uns eine anstrengende Woche bevorsteht und ich weiß, dass ich unter der Woche wenig auf meinen Mann hoffen kann. Selbst in der Karenz ist das Einschlafen am Freitag noch am Schönsten, wenn ich weiß, dass wir am nächsten Tag alle zuhause sind. Wie also gelingt es uns, auf ein Leben nach dem Tod im Himmelreich zu hoffen, dass (wenn alles halbwegs gut geht) doch noch einige Jahrzehnte entfernt ist?

Brauchen wir nicht diese große Hoffnung JETZT? Wir sprechen von Hoffnung als Powerboost im Alltag. Wie sehr boostet dich eine Hoffnung, die sich wahrscheinlich erst in vielen Jahren erfüllen wird?

Diese Frage hat mich sehr beschäftigt und Jesus hat mir eine recht gute Antwort gezeigt. Ein Lied:

Da berühren sich Himmel und Erde

Wo Menschen sich vergessen,
Die Wege verlassen,
Und neu beginnen,
Ganz neu,
Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Wo Menschen sich verschenken,
Die Liebe bedenken,
Und neu beginnen,
Ganz neu,
Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns,

Wo Menschen sich verbünden,
Den Hass überwinden,
und neu beginnen,
Ganz neu,
Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Wo Jesus ist, wo er wirkt, berührt der Himmel die Erde. Wenn du IHN also in deinem Leben einlädst in dir und durch dich zu wirken, kannst du die Hoffnung auf den Himmel Tag für Tag erleben und kosten. Du kannst selbst ein Ort der Hoffnung werden, für die Menschen um dich herum.

Hebr 10,23: „Laßt uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu“

Jesus selbst ist es, der dir Hoffnung und Kraft schenkt. Zuversicht ist eine Frucht der Hoffnung, die uns trägt. Schon oft wurde ich gefragt, warum ich so oft fröhlich bin und so gelassen und zuversichtlich wirke. Jesus ist dafür der Grund, seine Botschaft und Hoffnung zu teilen, ist nicht immer einfach. Denn dafür muss ich mich trauen, meine Maske abzunehmen und authentisch zu meinem Glauben zu stehen. Doch etwas Großartiges kann passieren, wenn ich mich genau das traue. Die Hoffnung kann anstecken, andere dürfen Jesus kennen lernen und ihm eine Chance geben.

Ganz konkret. Wie erlebe ich Hoffnung in meinem Alltag, damals und heute:

  • nicht auf unsere Kräfte verlassen, sondern auf die Gnadenhilfen des Hl. Geistes
  • Hoffnung musst du nähren – genauso wie dein geistliches Leben
  • Daily Hope ist ein Podcast von Pastor Rick Warren, sehr empfehlenswert
  • Platziere Sprüche, Bibelverse, Bilder so in deiner Wohnung, dass sie dir im Alltag immer wieder begegnen und Kraft schenken
  • Lege deine enttäuschten Hoffnungen in die Hand des Herrn und bitte ihn, deine Enttäuschung und Tränen erneut in Hoffnung und Freude zu wandeln
  • Sei ein Ort, wo der Himmel die Erde berühren kann, lasse Jesus in dir und durch dich wirken, sei ein Hoffnungsstern für jene, die alle Hoffnung aufgegeben haben

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