~  Warum ich mich freue, wenn mein Kind weint ~

Das klingt erstmal etwas lieblos, nicht wahr? Vor kurzem hatten wir ein sehr schönes Zusammentreffen von Freunden bei uns zuhause. Abends als die Kids schliefen saßen wir im Wohnzimmer zusammen und unterhielten uns unter anderem über das Thema „Weinen“. Was für eine Verbundenheit entsteht, wenn du eine ehrliche Antwort auf die Frage: „Wann hast du das letzte Mal geweint und wie hat sich das für dich angefühlt?“ bekommst. Wow. Das war schön.

Meine liebe Freundin Rebecca hat sich in diesem Thema vertieft und etwas über das Weinen erzählt, was ich so noch nie zuvor gehört habe. Alles, was wir Menschen aufnehmen, verarbeiten wir in unserem Körper und scheiden aus, was wir nicht brauchen. Durch das Ausscheiden bleibt der Körper gesund und unser Kreislauf in natürlicher Bewegung. Niemals zuvor hörte ich davon, dass Tränen in dieser Kategorie ebenfalls anzufinden sind. Unsere Erlebnisse und Erfahrungen werden ebenso mit dem Körper aufgenommen. Wenn wir weinen, schwitzen, schreien oder aus vollem Herzen lachen, können wir wieder loslassen, was wir vom Erlebten „nicht mehr brauchen“. Für alles, was wir aufnehmen, haben wir eine sehr individuelle Kapazität. Das heißt, was wir ausscheiden, muss auch nicht unbedingt nur „Schlechtes“ sein, sondern ist ganz oft auch ein „zu viel“. Das erklärt zum Beispiel auch, warum das eine Kind nach der besonderen Nikolausfeier im Kindergarten mit über 90 Kindern zuhause am Nachmittag total ausrastet während das Erlebnis an einem anderen Kind scheinbar spurlos vorüberzieht.

Wenn Kinder also weinen, ist unsere erste Aufgabe nicht, das Weinen zu stoppen. Es „wieder gut“ zu machen. Vielmehr dürfen wir lernen, ihnen in diesen Momenten das empathische Gegenüber zu sein, das sie brauchen, damit das Weinen zu einer heilsamen Erfahrung werden kann.

Wie oft fühlen wir uns wortwörtlich erleichtert, wenn wir uns bei einer vertrauten Person ausgeweint haben. Das ist auch anstrengend, macht manchmal Kopfweh und braucht (zumindest für mich) auch eine gute Portion Überwindung. Und doch ist es heilsam.

„Tränen sind die Waschanlage der Seele.“ Dieses Zitat hörte ich einst auf einer Hochzeit, wo die Mutter des Bräutigams die jungen Brautleute ermutigte, auch ihren Tränen in der Ehe freien Lauf zu lassen. Ihre Lebenserfahrung hatte sie gelehrt, wie wichtig das Weinen für unsere emotionale Gesundheit ist. Nahe am Wasser gebaut zu sein, habe ich lange eher als etwas Negatives und Belastendes wahrgenommen. Je älter ich werde, umso mehr erkenne ich darin auch den Schatz, tief fühlen zu können und den Mut, sich zu zeigen.

Wenn mein Kind weint, bin ich da. Bereit mit offenem Herzen und Armen. Bereit zu trösten und zu streicheln. Zu verstehen. Den Tränen und diesem geliebten Kind einen sicheren Ort zu schenken, an dem es fühlen und sein darf. Ich biete Sprache an, die hilft, das Chaos zu ordnen und halte Raum für die Gefühle, die so überwältigend scheinen. Und ja. Ich freue mich, denn nach den Tränen kommt der Regenbogen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert